Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind der Bundesverband für AquaPädagogik (BvAP), ein Zusammenschluss von privaten Schwimmschulen in Deutschland, mit Mitgliedern auch im europäischen Ausland sowie in China. Unsere Mitglieder zählen zu unterschiedlichsten Berufsgruppen, die sich haupt- oder nebenberuflich dem Schwimmsport und der Lehrtätigkeit verschrieben haben.
Dieser Verband wurde 1999 gegründet mit dem Ziel:
• Die Aus- und Fortbildung ihrer potentiellen Lehrkräfte nach zeitgemäßen pädagogischen Wissensstand durchzuführen
• Ihren Mitgliedern einen Austausch zu bieten
• die Ausbildung der potentiellen Schwimmlehrer zu vereinheitlichen
Wir vertreten allein über unsere Mitgliedschwimmschulen hier in Deutschland mehrere Zehntausend Schwimmschüler und ihre Eltern, da diese bei uns Teilnehmer sind.
Nicht nur im 1.und 2. Lockdown hat es unseren Berufsstand besonders hart getroffen, denn durch Schließungen nicht nur der öffentlichen, sondern vieler weiterer Schwimmbäder wurden wir mit einem Berufsverbot belegt. Dadurch haben manche Schwimmschulen sogar seit 1 Jahr ununterbrochen keinen Kursbetrieb!
Wir möchten nun noch etwas detaillierter auf die Problematik unserer Mitglieder eingehen und damit versuchen, Ihnen die sehr schwierige Lage zu verdeutlichen. Sehr viele unserer Mitglieder haben sich eingemietet in Hotelbädern, Schulbädern, Reha- oder anderen Kliniken angeschlossenen Bädern, etc. Also nicht nur in öffentlichen Schwimmbädern, um dort individuellen Schwimmunterricht in Kleinstgruppen zu erteilen. Auch nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 bekamen viele unserer Mitglieder keinen Zugang zu ihren angestammten Schwimm- und Hallenzeiten aus unterschiedlichsten Gründen.
Auf die unterschiedlichen Gründe zum Zugangsverbot möchten wir eingehen:
1. Es müssen alle von unseren Schwimmschulen genutzten Bäder geschlossen bleiben, auch die keinerlei öffentlichen und unkontrollierbaren Badebetrieb anbieten, da es für die stufenweisen Öffnungspläne immer nur „Schwimmbäder“ als solches gibt und keinerlei Unterscheidungen vorgenommen werden.
Begründet wird es mit:
– evtl. nicht mögliche Nachverfolgbarkeit von Kontakten
– aus Vorsicht vor Vermischung mit anderen Gruppen
→Wir nutzen viele unserer genannten Bäder größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Es wird generell von uns als privaten Schwimmschulen ausschließlich Unterricht in Kleinstgruppen erteilt, deren Zusammensetzung vorab bekannt ist, nicht variiert, und jederzeit lückenlose Kontaktverfolgung möglich ist.
2. Die Personenzahlen in den öffentlichen Bädern sehr reduziert nur möglich waren, aufgrund der Tatsache, dass die wenigen Kapazitäten für die Öffentlichkeit vorgehalten werden sollten bzw. öffentliche Bäder aus Kostengründen komplett geschlossen blieben.
→Sicher ist auch das bis zu einem gewissen Punkt verständlich und nachvollziehbar, allerdings kommt es dadurch zu einem immer größer werdenden Problem bei der Schwimmausbildung unserer Kinder und anderer Nichtschwimmer.
Ein Vorschlag: finanzielle Unterstützung gezielt für öffentliches Bad, wenn dies nur für Kurse z.B. 1 Stunde am Tag länger öffnen könnte. Denn häufig gibt es bei Bädern der Gemeinde aus Kostengründen nur sehr eng begrenzte Öffnungszeiten.
3. Beim letzten Mal der Wiederöffnungen bzw. auch beim Schließen von Einrichtungen, die einen Bildungsauftrag wahrnehmen (auch kommerziell), durften z.B. Musikschulen deutlich länger geöffnet bleiben und früher wieder mit dem Unterricht beginnen, natürlich mit entsprechendem Hygienekonzept, welches auch wir als private Schwimmschulen vorgelegt und genehmigt bekommen haben. Zu erwähnen wären auch alle privaten Lehrenden, Nachhilfeinstitute usw. Trotzdem sah man ein höheres Gefahrenpotential im Bereich Schwimmen.
→Das Schwimmbad als solches zählt nicht zu den besonders „gefährlichen“ Orten, was eine Übertragung des Virus anbelangt:
– da zum einen die Raumluft sehr hohe Temperaturen aufweist,
– eine überdurchschnittlich hohe Luftfeuchtigkeit herrscht,
– leistungsstarke Lüftungssysteme in jedem Schwimmbad vorhanden sind,
– das zugegebene Chlor im Wasser die Eiweißhülle des Virus zerstört und somit ein Überleben unmöglich macht und somit ganz andere Verhältnisse herrschen wie in einem „normalen“ Übungs- oder Trainingsraum
Unter diesen Aspekten bitten wir eindringlich darum, abzuwägen, ob es nicht doch wichtiger ist, einem Nichtschwimmer das Schwimmen-lernen und somit das Überleben zu ermöglichen oder einem Kind das Erlernen eines Instrumentes zu ermöglichen, was sicher auch wichtig ist, aber nicht überlebenswichtig!
Unsere wirtschaftliche Probleme, für die bisher die versprochenen Unterstützungsgelder fehlen.
Auch zu Zeiten ohne Lockdown bekamen viele unserer Mitglieder keinen Zugang zu ihren angestammten Schwimm- und Hallenzeiten aus unterschiedlichsten Gründen.
Einige Mitglieder haben sich nach einigen Jahren in angemieteten Bädern und dem Aufbau eines ausreichenden Kundenkreises dazu entschlossen, das Wagnis in Kauf zu nehmen und eigene Bäder gebaut oder vorhandene gekauft. Für diese Mitglieder sieht es besonders schlecht aus, da die Kosten für diese Bäder nicht von Kommunen oder anderen Trägern aufgefangen werden, sondern in vollem Umfang zu Buche schlagen, ohne irgendwelche Einnahmen erwirtschaften zu können.
Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen haben wir keinerlei Möglichkeiten, unseren Kunden in irgendeiner Form Ersatz zu bieten, da wir weder „außer Haus“ noch „online“ unsere Dienste anbieten können, da wir unser Element „Wasser“ bzw. unsere Schwimmbäder benötigen. Die kosten noch zu allem Überfluss weiterhin viel Geld, da ein Schwimmbad nicht so einfach ein- und ausgeschaltet werden kann, es einer Vorlaufzeit bedarf, um ein „heruntergefahrenes“ Schwimmbad wieder in den Normalbetrieb zu bringen und sowieso immer schon im Unterhalt die teuerste Sportstätte ist. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist es uns sogar untersagt worden, unsere eigenen kleinen Schwimmbäder an einzelne Personen für Individualsport bzw. an eine Familie (ein Hausstand) zu vermieten, um Sport zu treiben bzw. den Kindern etwas „Quality time“ zu bieten (kein Unterrichtsangebot von Seiten unserer Mitglieder!). Bei diesen von uns vorgelegten Konzepten würde keinerlei Kontakt zu den Personen bestehen, die das Schwimmbad nutzen würden, aber demgegenüber ist in anderen Sportstätten Individualsport möglich!
Die fehlende Schwimmfähigkeit der Kinder
Bereits im letzten Sommer wurde an vielen Stellen darauf hingewiesen, dass es bei sehr vielen Kindern und Jugendlichen Defizite in diesem Bereich gibt, aufgrund der genannten Auswirkungen der Pandemie. Leider wird schon seit Jahren von den entsprechenden Stellen (Verbänden) beklagt, dass die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen abnimmt und der Ertrinkungstod den zweiten Platz bei der Todesursache von Kindern belegt. Diese sehr alarmierende Situation wird sich jetzt noch weiter verschlechtern und spätestens im nächsten Sommer dramatisch zuspitzen.
Es gibt seit Jahren zu wenig freie Plätze in Schwimmlernkursen, da zunehmend öffentliche Schwimmbäder geschlossen werden oder zu Spaßbädern umgewandelt werden. Diesen Bereich der sehr wichtigen Bildung im Kinderbereich haben immer mehr in den letzten Jahren die privaten Schwimmschulen abgedeckt. Aber auch hier gab es schon vor der Pandemie lange Wartelisten, die jetzt und in nächster Zeit auch nicht abgebaut werden können. Durch verkleinerte Gruppen (wegen Infektionsschutz) im Unterricht ist es sowieso noch schlechter möglich, der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Und die nächsten Jahrgänge, die das entsprechende Alter haben, drängen nach.
Fazit
Wir haben für alle Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung natürlich Verständnis, möchten allerdings bei der Öffnungsstrategie auf einen ganz entscheidenden Unterschied hinweisen:
Wir erfüllen einen wichtigen Bildungsauftrag unserer Gesellschaft und möchten keineswegs mit der Aussage abgetan werden, dass viele andere Dinge auch nicht möglich sind. Wir gehören nicht zur Freizeitbranche, sondern ermöglichen jedem Kind den Erwerb von lebensnotwendigen Fertigkeiten. Wäre das nicht system-relevant?
Im Namen unserer Mitglieder und aller Nichtschwimmer bitten wir nochmals eindringlich darum, bei Wiederöffnung die privaten Schwimmschulen anders zu bewerten als öffentliche Schwimmhallen sowie Freizeit- und Spaßbäder, sondern als Schulen und den Aspekt des Bildungsauftrags stärker im Sinne unserer Kinder und Nichtschwimmer in den Fokus zu rücken.
Das Präsidium des Bundesverbandes für Aquapädagogik BVAP
Uwe Legahn (Präsident) | Barbara Noebel (Vizepräsidentin) | Jens Fischer (Schatzmeister) | Christian Zwengel (Schriftführer)